"Tauchen ist cool"

Carina Kühne über Castings, Cool sein und eine Rolle im Traumschiff

„ganz schön cool“ ist das Motto unseres Wettbewerbs. Was finden Sie persönlich „ganz schön cool“?

"Tauchen ist cool". Ich habe einen offiziellen Tauchschein und würde es total cool finden, wenn ich mal eine Rolle in einer Folge des Traumschiffs abtauchen könnte. Ganz schön cool fand ich auch das Projekt der Aktion Mensch: Was wäre, wäre, wenn Menschen mit Behinderung öfter mal die Hauptrolle spielen würden? Aktion Mensch hat es aufprobiert mit #FilmeMalAnders

Was gefällt Ihnen an unserem inklusiven Filmprojekt, bei dem behinderte und nicht behinderte Schüler mitmachen können?

Ich finde, das ist wirklich Inklusion. Es ist eine gute Gelegenheit für Schüler mit und ohne Behinderung, sich kennen zu lernen und voneinander und miteinander zu lernen und arbeiten. Jeder kann seine Fähigkeiten zeigen.

Frau Kühne, Sie haben in einem preisgekrönten Kinofilm „Be my Baby“ die Hauptrolle gespielt. Wie sind Sie Schauspielerin geworden?

Die Filmregisseurin Christina Schiewe hat mich und meinen Blog im Internet entdeckt und mich gefragt, ob ich das machen möchte.

Einfach so oder gab es vorher ein Casting?

Doch, ja, ich musste mehrmals Szenen aus dem Drehbuch vorspielen und das wurde mit der Videokamera aufgenommen. Natürlich gab es noch andere, die gerne meine Rolle haben wollten. Da war ich froh, dass sie mich schließlich ausgesucht haben.

Mittlerweile spielen Sie auch in anderen Filmen mit, etwa in der TV-Serie „In aller Freundschaft“ oder im SAT 1 Film „Die Hochzeitsverplaner“. Wie bekamen sie diese Rollen?

Die Rolle in „In aller Freundschaft“ bekam ich durch meine Agentur Schott und Kreutzer*. Da habe ich gleich zugesagt. Denn das war mein Traum: einmal in der Serie „In aller Freundschaft“ mitspielen. Und bei „Die Hochzeitsverplaner“, die vorher den Arbeitstitel „Verliebt, verlobt, vergeigt“ hatte, führte Christina Schiewe Regie. Und die wusste von „Be my Baby“ ja schon, dass ich eine gute Schauspielerin bin.

Was mögen Sie am Schauspiel?

Mir macht es großen Spaß in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Der Filmdreh am Set ist aufregend und das Improvisieren ist schön.

Worüber ärgern Sie sich manchmal?

Über die Dialoge, die ich manchmal sprechen muss. Dass die Nicole, die ich im Fernsehfilm „Be my Baby“ gespielt habe, nur kurze, kastrierte Sätze sagt. Das ist schon ein bisschen komisch und mir schwergefallen. Aber das liegt daran, dass man Menschen mit Down Syndrom oft nicht so viel zutraut. Das ist sehr schade. Denn am meisten würde ich mir wünschen, wenn ich im Film einmal nicht die Behinderte spielen muss.

Was sind Ihre aktuellen Filmprojekte?

Gerade habe ich in einem Film von der „Aktion Mensch“ mitgespielt. Da haben wir den Film „Fluch der Karibik“ nachgespielt. Das war auch ganz interessant. Vor kurzem habe ich mit Florian Henckel von Donnersmarck* gedreht. Aber darüber darf ich nicht sprechen. Das Filmprojekt ist noch geheim.

(* Henckel von Donnersmarck ist Oscarpreisträger. Er gewann ihn für die Regie von „Das Leben der Anderen“.) 

Sie haben früher schon als Arzthelferin und in einem Einkaufsladen gearbeitet. Was tun Sie, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?

Ich halte Vorträge für Inklusion, trete als Referentin auf und moderiere Veranstaltungen. Darüber hinaus schreibe ich Geschichten. Zusammen mit dem Inklusionsaktivisten und Journalisten Raul Krauthausen und der Illustratorin Suse Bauer mache ich ein Kinderbilderbuch. Ach ja – und Fotomodel bin ich auch noch.

Wieso engagieren Sie sich für Inklusion?

Ich möchte, dass Menschen mit Down Syndrom überall einfach dazu gehören. Deswegen trete ich bei Inklusionsveranstaltungen auf und will anderen Menschen mit Down Syndrom Mut machen. Ich setze mit für das Lebensrecht von Menschen mit Down Syndrom ein. Denn wegen verschiedener Schwangerschaftstests werden Babys mit Trisomie 21 beispielsweise, also Down Syndrom, meistens abgetrieben.

Wenn Sie die Macht hätten und beispielsweise Bundeskanzlerin wären, was würden Sie ändern?

Ich würde mich dafür einsetzen, dass es keine Diskriminierung mehr gibt. Dass wir Menschen mit Down Syndrom oder andere behinderte Menschen ganz normal behandelt werden. Und dass wir nicht in Sonderschulen kommen und nicht in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten müssen – und mehr Geld kriegen.

Wie meinen Sie das?

Ich hatte früher eine Zwangseinweisung in eine Sonderschule und musste dafür kämpfen, dass ich auf der Hauptschule bleiben kann. Ich fände es schöner, wenn behinderte Menschen ganz normale Schulen besuchen, ganz normale Arbeit bekommen und Geld verdienen können – und nicht in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten müssen. Das würde ich ändern.