Inklusiver Kurzfilmtag "ganz schön anders“
Kreative Filmmagie im Künstlerhaus Hannover
Im Künstlerhaus Hannover herrscht emsiges Treiben. Bunte Papierschnipsel liegen auf den Tischen, Scheren wandern von Hand zu Hand, und in einer Ecke klackern Legosteine, während daneben schon die ersten iPads auf Aufnahme stehen. Heute ist der inklusive Kurzfilmtag „ganz schön anders“ – und anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung steht hier alles im Zeichen kreativer Filmbildung.
Während einige Schüler*innen mit Stift, Schere und Kleber eine Papierkulisse für ihren Stop-Motion-Film bauen, entsteht nur wenige Meter weiter aus Legosteinen große und kleine Figuren, die zum Leben erweckt werden. In kleinen Filmteams wird konzentriert und arbeitsteilig gearbeitet: Eine bastelt, ein anderer filmt, die nächste übernimmt Regieanweisungen.
Vier Förderschulen – ein gemeinsames Filmabenteuer
Aus vier Förderschulen der Region Hannover (Anne Frank Schule, Seelze; Paul Moor-Schule, Wunstorf; Franz-Mersi-Schule und Hartwig-Claussen-Schule aus Hannover) sind die Jugendlichen angereist, um an den verschiedenen Film-Workshops teilzunehmen. Zum Auftakt haben sie preisgekrönte Kurzfilme gesehen – produziert von Schülerinnen und Schülern, die in den vergangenen Jahren beim niedersächsischen Wettbewerb „ganz schön anders“ ausgezeichnet wurden. Nun können sie selbst in die Rolle von Kamerafrau, Cutter, Regisseur oder Nachrichtensprecherin schlüpfen.
Impressionen vom inklusiven Kurzfilmtag "ganz schön anders" 25
Förderschüler*innen werden zu kleinen Filmemacher*innen (Kopie)
Social-Media-Team: Blick hinter die Kulissen
Besonders beliebt ist die Social-Media-Gruppe: Hier dokumentieren Jugendliche der Franz-Mersi-Schule die Fortschritte der anderen Teams und produzieren einen eigenen Beitrag für Instagram und YouTube. „Wir können hier alle mal hinter die Kulissen schauen und sehen, wie Interviews und Filme geschnitten werden!“, sagt Dzenisa aus der Franz-Mersi-Schule lachend und hält das Smartphone im Hochformat hoch, bereit für den nächsten Dreh.
Filmmagie in den Fernsehstudios von H1
Neben Filmschnitt und Vertonung, Lego-Musikvideo und Trickfilm mit Papier gibt es auch eine Station, die heute für Staunen sorgt: das magische Fernsehstudio. Das befindet sich um die Ecke vom Künstlerhaus bei h1 – Fernsehen aus Hannover, Kooperationspartner des inklusiven Kurzfilmtags. Eine große Greenscreen-Leinwand dominiert den Raum. Davor sitzt ein Jugendlicher an einem einfachen Tisch – in der fertigen Szene ist der Jugendliche schließlich Moderator in einem futuristischen Fernsehstudio. Gleich soll es um die besten Spiele-Geschenkideen zu Weihnachten gehen. Zwei Schüler*innen übernehmen die Rolle von Spielexperten und Journalistin führen vor laufender Kamera ein Fachgespräch.
Ein Aha-Erlebnis nach dem anderen
Solice sitzt entspannt im Sessel und hält ein Mikro lässig in der Hand. Die Schülerin und besucht die 7. Klasse der Hartwig-Claussen-Schule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Hören. Mit einem breiten Lächeln sagt sie: „Es macht mir total viel Spaß, dass wir so viele verschiedene Sachen ausprobieren können. Jetzt weiß ich zum Beispiel, wie ein Trickfilm gemacht wird oder eine Nachrichtensendung entsteht.!“ Gemeinsam mit ihren Klassenkamerad*innen hat sie erst Legetrick mit Papier erstellt, jetzt sitzt sie plötzlich im Greenscreen- Fernsehstudio – ein Aha-Erlebnis nach dem anderen.
Film-Labs inspirieren Schüler*innen und Lehrkräfte
Während die Schüler*innen sich in verschiedenen Filmlabs ausprobieren können, bekommen auch die Lehrkräfte selbst einen Einblick ins Filme drehen und schneiden. Jonte Wittkugel, Lehrer an der Paul-Moor-Schule in Wunstorf, ist begeistert von diesem animierenden Praxistag.
„Meine Schülerinnen und Schüler haben gesehen, wie schnell sie kleine Filmchen produzieren können, auf die sie stolz sein können. Und wir alle haben Lust bekommen, jetzt selber aktiv zu werden und eigene Kurzfilme zu drehen.“
Auch Laura Barkhau, Lehrerin an der Hartwig-Claussen-Schule in Hannover, freut sich über die Motivation ihrer Klasse.
„Mehrere Schülerinnen, die sonst sehr schüchtern und zurückhaltend sind, haben sofort freiwillig bei der Nachrichtensendung mitgewirkt. Das hat ihrem Selbstbewusstsein einen richtigen Schub gegeben."
Starke Partner für Inklusion und Medienbildung
Veranstaltet wird der inklusive Kurzfilmtag vom Verein Blickwechsel e.V. und dem Königsworth Medienbüro. Markus Götte, Organisator des Aktionstags, erklärt die Idee dahinter:
„Wir bieten Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf die Chance, sich künstlerisch mit dem Medium Film auszudrücken – und ganz spielerisch Medienkompetenz zu entwickeln. Barrierefreie, inklusive Angebote dieser Art gibt es leider viel zu wenige.“
Auch das Medienzentrum der Region Hannover, Kooperationspartner des Aktionstags, unterstreicht die Bedeutung des Projekts. „Das Medienzentrum Region Hannover beteiligt sich am Inklusiven Kurzfilmtag zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, um durch Filme Barrieren abzubauen und verschiedene Lebenswelten sichtbar zu machen. Das medienpädagogische Rahmenprogramm für Schülerinnen und Schüler fördert zudem Inklusion, Dialog und kulturelle Teilhabe“, sagt Adisa Beširović, Leiterin Medienzentrums. Dort können Schulklassen aus Hannover und der Region technische Unterstützung, Rat und Hilfe bei künftigen Filmprojekten bekommen und auch die Medienstudios nutzen.
Am Ende des Tages präsentieren die Jugendlichen ihre frisch produzierten Filme im Foyer des Künstlerhauses in Hannover. Viel Gelächter, viel Stolz, viel Applaus – und ein gemeinsames Gefühl: der „ganz schön anders - Kurzfilmtag“ kann ganz schön empowernd sein.
Gefördert wird der Kurzfilmtag „ganz schön anders“ von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM).
